Zwölf Kinder in schwarzen Trainingsanzügen führen den Ball mit dem Fuß über den Rasen. Kreuz und quer laufen sie umher. Hier ein Haken, da ein Übersteiger. Hier stolpert einer, da wird einer getunnelt. „Die Jungs genießen das“, sagt Trainer Andreas Block, Trainer der U9-Mannschaft der JSG Geest. Die jungen Fußballer haben Spaß beim Training, wirken unbekümmert an diesem Dienstagabend auf dem Platz in Kutenholz. Welch ungewohnter Anblick.
Der Vereinssport lag im zweiten Lockdown brach. Seit der vergangenen Woche dürfen Kinder und Jugendliche bis 14 Jahre bei einer Inzidenz von unter 100 draußen und in der Gruppe wieder Sport treiben. Nach einer rund viermonatigen Corona-Pause steht nun auch die U 9 der JSG Geest auf dem Platz. Keiner seiner Spieler habe aufgehört, sagt der Trainer, keiner fehle heute beim Training. Es wird viel geredet, viel gelacht.
Das war zuletzt anders. Die Kinder und ihre Eltern erlebten eine schwierige Zeit. Kindern im ganzen Land fehlten sowohl die Bewegung als auch die sozialen Kontakte. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf fand heraus, dass sich 71 Prozent der Kinder durch die Kontaktbeschränkungen belastet fühlten. „Letztlich ist es ja so, dass die soziale Interaktion der wichtigste Entwicklungstrieb ist, den die Kinder haben. Also der Austausch mit den gleichaltrigen, mit den anderen Kindern und den anderen Jugendlichen, ist extrem wichtig“, sagte der Sportpsychologe Jens Kleinert von der Deutschen Sporthochschule Köln dem „Deutschlandfunk“.
Das Mannschaftliche fehlte im Lockdown
Auch den JSG-Fußballern fehlte das Mannschaftliche im Lockdown. Die Kinder des Kreisligateams versuchten, sich im Rahmen des Erlaubten zu treffen. Sie kickten zu zweit im Garten, die Eltern schafften Trainingsmaterial an. „Zum Glück haben wir hier auf dem Dorf große Gärten“, sagt Trainer Andreas Block. Er kaufte beispielsweise eine Koordinationsleiter und Sprungstangen und stellte irgendwann fest: „Alles, was der Verein hat, habe ich mittlerweile auch.“
Bei einer Lauf-Challenge traten die Spieler gegen die Trainer der Mannschaft an. Foto: Verein
So kamen Andreas Block und Sohn Lenny (9) gut durch die erste Phase des zweiten Lockdowns. Die Lust aber ließ zwischenzeitlich nach und ebenso das Wetter. Auch Online-Trainings verloren an Reiz. „Den Jungs fehlte einfach der Wettkampf, die Motivation“, sagt Block. Um die Wartezeit bis zum Re-Start zu überbrücken, initiierte das Trainerteam verschiedene Wettbewerbe. Bei einer Lauf-Challenge traten die zwölf Spieler unter dem Motto „Raus aus dem Corona-Modus“ gegen die drei Trainer der Mannschaft an. Nach drei Wochen lagen die Trainer bei 296 Kilometern, die Spieler bei knapp 320 Kilometern. Und die Aktion wird ausgeweitet. Die Mannschaft will für den guten Zweck laufen und sucht Sponsoren dafür, die jeden Kilometer mit einem bestimmten Betrag honorieren.
Außerdem veröffentlichte das Trainerteam während des Lockdowns jede Woche drei Videos. Zu sehen waren verschiedene Koordinations-, Technik- und Laufübungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Das waren beispielsweise Passübungen mit Hilfe einer Wand oder Dribblings durch eine Koordinationsleiter. Die Fußballer ließen sich filmen, wie sie die Übungen nachmachten und posteten sie in einer Whatsapp-Gruppe.
Euphorie nach dem Stimmungsknick
„Die Aktionen sind super angekommen“, sagt Danny Waltersdorf. Sohn Jannis (9) sei – wie alle seine Mitspieler – absolut fußballbegeistert. Aber der lange Lockdown, das Fußballspielen im Garten, der Schnee haben irgendwann für einen Stimmungsknick gesorgt. Erst die Challenges bewirkten eine Umkehr. „Die Euphorie bei dem Lütten war immens hoch“, sagt Danny Waltersdorf. Sohn Jannis habe oft wissen wollen, ob Mitspieler neue Videos gepostet hätten.
JSG-Trainer Andreas Block. Foto: Scholz
Inzwischen hat sich die Lage geändert. Die Mannschaft darf miteinander trainieren. Mit Kontakt – das hat Block sich nach eigener Aussage von der Samtgemeinde und dem Gesundheitsamt absegnen lassen. Angst davor, dass sich die Kinder, die teilweise auch dieselben Schulklassen besuchen, beim Training gegenseitig mit dem Virus infizieren könnten, hat er nicht. „Wir kuscheln ja nicht miteinander. Wir achten bei den Übungen auf den Abstand und sind draußen an der frischen Luft“, sagt Block. Er hält das Risiko für gering.
Die Einheit in Kutenholz endet mit einem Trainingsspiel. Block stellt fest, dass seine Spieler auch einiges verlernt haben: „Wir haben die Tore vorher schön herausgespielt, jetzt laufen alle dem Ball hinterher und schießen aus wilden Positionen aufs Tor.“ Der Trainer zuckt mit den Schultern. Was soll’s. „Ich lasse die Jungs erstmal machen. Es ist schön, dass sie wieder Spaß haben.“